Wer von London nach Brüssel reist, steht schnell vor einer typischen Entscheidung: Eurostar oder Flug? Der Zug klingt nach der entspannten, city-to-city Alternative – aber wenn man die Preise sieht, fragt man sich automatisch: Ist das wirklich besser als Fliegen?
In diesem Artikel teile ich meine Eurostar Plus Erfahrungen aus einer kompletten Fahrt – inklusive Hotel-Start in London, dem ganzen Ablauf in St Pancras International (Ticketgate, Security, Passkontrollen), dem Onboard-Erlebnis, dem Catering, dem WLAN-Realitätscheck, einem kleinen Zug-Nerd-Teil zum Eurostar e300 sowie einem ehrlichen Fazit, wann sich Eurostar Plus lohnt – und wann eher nicht.
Inhaltsübersicht
Kurz erklärt: Was ist Eurostar Plus?
Eurostar hat drei Klassen:
- Economy
- Eurostar Plus
- Eurostar Premier
Ich war in der mittleren Klasse: Eurostar Plus. Ich nenne das gern die „anderthalbste Klasse“, weil du merkst: Das ist mehr als Standard, aber noch nicht das Business-Paket.
Der wichtigste Unterschied, den du sofort siehst (und fühlst): 2-1 Bestuhlung statt 2-2. Dazu kommt – je nach Strecke – ein Mahlzeitenservice.
1) Start in London: Travelodge als günstiger Hotel-Hack
Vor der Fahrt war ich im Travelodge London City, etwa 10 Gehminuten von der Liverpool Street Station entfernt. Travelodge ist in England oft ein guter Deal – nicht immer prominent bei den klassischen Portalen, aber über Vergleichsseiten häufig gut zu finden.
Was ich daran mag:
- Self-Check-in: Alles online, ohne Stress
- Du bekommst dein Zimmer vorab
- Keycard aufs Handy → Zimmer direkt mit Smartphone öffnen
Ich habe das Zimmer 3 Stunden vor Ankunft gebucht und für Freitag auf Samstag 100 Pfund bezahlt (ca. 115 €). Für London am Wochenende war das für mich ein klarer Gewinn, weil vieles sonst eher bei 200 €+ liegt.
Kleiner Nachteil: kein kostenloses WLAN. Noch geht Roaming, aber perspektivisch wird man in UK wahrscheinlich ab 2026 eine eSIM brauchen.
2) Warum Eurostar so früh da sein will: 4 Schritte wie am Flughafen
Die Eurostar-App sagte: ca. 70 Minuten vorher am Bahnhof sein. Und ja: Eurostar ist nicht wie „normaler Zug fahren“. Der Ablauf ist eher wie ein Mini-Flughafen, nur kompakter.
Du durchläufst vier Steps, bevor du im Zug sitzt:
- Ticketkontrolle (elektronische Gates)
- Sicherheitskontrolle (ähnlich Flughafen, aber weniger streng)
- Ausreise aus Großbritannien
- Einreise in die EU (Belgien/Frankreich je nach Ziel)
Der große Vorteil: Bei der Ankunft musst du nicht nochmal durch diesen Prozess – du steigst aus und kannst direkt weiter.

3) St Pancras International: Wow-Effekt – aber Platzproblem
St Pancras ist einer dieser Bahnhöfe, bei denen du automatisch erstmal stehenbleibst. Wunderschöne Halle, richtiges Reisegefühl.
Praktisch wichtig: Im Erdgeschoss ist die Eurostar-Boarding-Zone.
- Economy + Plus: Zugang aus der Bahnhofshalle
- Premier: separater Zugang an der Gebäudewand (eigener Eingang)
Was mir aber auffiel: Es ist eng. Wenn zwei Züge abgefertigt werden, sitzen Leute auf dem Boden, weil es nicht genug Platz gibt. Da fragt man sich schon, wie das mit noch mehr Verbindungen irgendwann funktionieren soll.
Und natürlich: Anstehen. Das Lieblingshobby der Briten wird hier wirklich gelebt.
Positiv: In St Pancras gibt es mittlerweile auch E-Gates für die Passkontrolle – das kann viel Zeit sparen.
4) Überraschung des Tages: Ich fahre im Eurostar e300
Ich dachte, heute fährt der moderne Siemens e320. Und dann stehe ich am Bahnsteig und sehe:
Ein alter Eurostar e300.
Geil.
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, weil man die älteren e300 oft eher mit London–Paris verbindet. Für Bahnnerds ist das ein kleines Highlight – und für Nicht-Bahner ist es einfach ein „Wow, der Zug hat Charakter“-Moment.

5) Eurostar Plus Sitzplatz: Was du wirklich bekommst
Am Platz war ich sofort positiv überrascht:
- riesiger Tisch (endlich kein „Alles stapeln“-Feeling)
- Haken/Ablage für Kleinkram
- kleiner Spiegel/Ablage (heute fast wie Handyhalter)
- Steckdose
- Becherhalter
Das wirkt zwar nicht ultramodern, aber sehr durchdacht.
Mein erster Test: WLAN. Ergebnis: leider unbrauchbar. Wenn du arbeiten willst oder unterwegs Uploads planst, verlass dich lieber auf dein eigenes Internet.

6) Mini-Zug-Nerd-Teil: Was macht den e300 besonders?
Eurostar ist nicht nur „Hochgeschwindigkeit“, sondern Hochgeschwindigkeit plus Eurotunnel – und das beeinflusst die Züge.
Der Eurostar e300 (britische Class 373) ist ein von Alstom gebauter, etwa 394 m langer Zug mit Triebköpfen auf TGV-Basis. Die Länge ist kein Zufall: Sie hängt mit dem Sicherheits-/Evakuierungskonzept im Eurotunnel zusammen. Gebaut wurden die Einheiten von 1992 bis 1996, später gab es Refurbishments. Kapazität: ungefähr 750 Passagiere.
Zum Vergleich: der e320 (Siemens Velaro Basis) kommt bei ähnlicher Länge grob Richtung 900 Passagiere. Rein rechnerisch: Im e300 ist pro Person oft etwas mehr „Luft“.
7) Ticketpreis: 195 € – und genau hier muss man kritisch sein
Ich habe meine Eurostar-Fahrt 3 Tage vor Abfahrt gebucht und rund 195 € bezahlt. Und ja: Das ist der Moment, wo man zwangsläufig an Flüge denkt – weil man teils für deutlich weniger fliegen kann.
Und genau deshalb will ich nicht nur sagen „Zug ist toll“, sondern ehrlich fragen:
Ist Eurostar wirklich besser als Fliegen?
Oder fühlt es sich nur besser an, weil es Zug ist?
Gerade wenn man aus NRW/Westdeutschland anreist, kann der Zeitunterschied zwischen Zug und Flug in der Praxis kleiner sein, als viele erwarten – je nachdem, wie Anreise, Umsteigen und Flughafenlage zusammenpassen.
8) Eurostar Plus Erfahrungen mit Catering: solide – aber Kaffee ausbaufähig
Rund 30 Minuten nach Abfahrt begann der Service. Auswahl:
- vegetarisches Gericht oder
- kalte Hähnchen-Bowl
Dazu gab’s:
- Brötchen + Butter
- kleine Schokolade
- Getränk
Geschmacklich: durchaus gut, nichts zu meckern.
Nach dem Essen gab es Kaffee oder Tee. Der Kaffee war allerdings klar Instant. Nicht dramatisch – aber bei dem Ticketpreis würde man sich zumindest „einen Tick besser“ wünschen.
9) Eurotunnel: 50 km Röhre und ein Höhen-Fun-Fact
Wenn die Zäune höher werden und der Zug langsamer wirkt, weißt du: Jetzt kommt der Eurotunnel. Der ist rund 50 km lang. Im Tunnel gilt eine vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h.
Fun Fact: Das Profil geht bis auf etwa 115 m unter Meeresspiegel. Fische siehst du nicht – denn vom Meeresboden bist du immer noch ungefähr 75 m entfernt. Nach etwa 25 Minuten ist der Tunnel hinter dir und du bist wieder auf dem Kontinent.
Ansage: „Willkommen in Frankreich. Die lokale Zeit ist 14:55 Uhr.“
Nächster Halt: Lille Europe.

Klassen-Übersicht: Standard vs Plus vs Premier
Damit du es sauber einordnen kannst:
Economy
- 2-2 Bestuhlung
- funktioniert, aber enger
- im e320 kann sich das schnell nach „Flugzeug auf Schienen“ anfühlen
Eurostar Plus
- 2-1 Bestuhlung
- mehr Platz, mehr Ruhe
- je nach Strecke Catering
- oft die beste Balance aus Preis und Komfort
In meinem Fall: Plus war 30 € teurer als Economy – und das war es absolut wert.
Eurostar Premier
- Business: Lounge, Priority, maximale Flexibilität
- aber auch deutlich teurer
Bei mir wären es 320 € gewesen – ungefähr doppelt so viel wie Economy.
Das Video zur Reise
Wenn du die komplette Reise in Echtzeit sehen willst – inklusive St Pancras, Boarding, Sitzplatz-Setup, Catering und dem Moment, als plötzlich der alte Eurostar e300 am Bahnsteig stand – dann schau dir unbedingt mein YouTube-Video dazu an. Dort zeige ich alles mit echten Aufnahmen und gebe unterwegs meine ehrlichen Eurostar Plus Erfahrungen, damit du besser einschätzen kannst, ob sich das Upgrade für deine eigene Reise lohnt.
Eurostar Tickets kaufen
Tickets habe ich direkt über die offizielle Eurostar-Website gebucht, weil du dort die beste Übersicht über Verbindungen, Preise und die Unterschiede zwischen Economy, Eurostar Plus und Eurostar Premier bekommst. Wenn du deine Reise planst, kannst du dort auch direkt prüfen, wie groß der Aufpreis für Plus an deinem Datum ist – und ob sich frühes Buchen preislich bemerkbar macht. (Hier kannst du dann deinen Eurostar-Link einfügen.)
Fazit: Lohnt sich Eurostar Plus?
Meine Eurostar Plus Erfahrungen in einem Satz:
Wenn der Aufpreis nicht groß ist: Nimm Plus.
Und ausführlicher:
- Der Eurostar ist eine tolle Art zu reisen – besonders city-to-city.
- Der Ablauf in St Pancras ist wie ein kompakter Flughafen, aber dafür bist du bei Ankunft sofort „fertig“.
- Eurostar Plus macht aus „teuer“ eine wirklich angenehme Reise.
- WLAN: nicht einplanen.
- Catering: ordentlich, Kaffee eher meh.
- Im Vergleich zum Fliegen gewinnt Eurostar vor allem beim Stressfaktor und bei „Bahnhof mitten in der Stadt“. Preis/Leistung hängt aber extrem vom Buchungszeitpunkt ab.
FAQ: Eurostar Plus Erfahrungen
Lohnt sich Eurostar Plus gegenüber Economy?
Wenn der Aufpreis moderat ist (bei mir ca. 30 €): Ja. Die 2-1 Bestuhlung und das Catering sind der größte Unterschied.
Wie früh sollte man in St Pancras sein?
Plane realistisch 70–90 Minuten vor Abfahrt ein, weil Ticketgate, Security sowie Aus- und Einreiseprozesse Zeit brauchen.
Gibt es WLAN im Eurostar?
Ja – aber in meiner Erfahrung (zumindest im e300) war es nicht zuverlässig. Für Arbeit besser eigenes Internet nutzen.
Wie ist das Essen in Eurostar Plus?
Solide, besser als „Snack“, aber kein Gourmet-Menü. Kaffee war bei mir Instant.
Ist Eurostar besser als Fliegen?
Kommt drauf an. Stress und Innenstadt-Anbindung sprechen oft für den Zug. Preis und Verfügbarkeit können fürs Fliegen sprechen – besonders kurzfristig.
Bonus: Praxis-Tipps für deine Eurostar-Reise
- Plus buchen, wenn der Aufpreis klein ist
- frühzeitig da sein (Terminal kann voll sein)
- eigenes Internet einplanen
- Anschlusszug in Brüssel vorher checken (oft gut abgestimmt)