
Es sollte der große Traumstart in unseren Urlaub werden: Ein Flug an die Westküste der USA, im British Airways A380, mit Fensterplatz im Oberdeck. Klingt traumhaft, oder? Leider begann unsere Reise an einem Flughafen, der laut Tripadvisor stolze 1,3 Sterne hat. Und, Überraschung: Ich kann bestätigen, dass diese Wertung absolut gerechtfertigt ist. Willkommen am Flughafen Brüssel-Zaventem – dem wahrscheinlich unfähigsten Airport Europas.
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Der Plan: günstig, clever und mit A380-Highlight
Nach tagelanger Recherche hatte ich eine tolle Flugverbindung gefunden: Brüssel – London – Los Angeles. Der Clou: Wir würden im British Airways A380 fliegen, und das für einen vergleichsweise guten Preis. Um entspannt in den Urlaub zu starten, ging es für uns einen Tag vorher nach Belgien. Mit dem ICE 3neo nach Brüssel, eine Nacht im Novotel Brüssel Airport.
Das Hotel? Nennen wir es diplomatisch „zeitlos“. Wer nostalgisch den Charme eines alten Maritim-Hotels erleben möchte, ist hier genau richtig. Abgewohntes Interieur für über 150 Euro pro Nacht, aber immerhin: extrem freundliches Personal und ein Frühstück, das in einem luftfahrtgeprägten Raum serviert wurde und durchaus Laune machte. Soweit, so gut.
Check-in: Die erste Geduldsprobe
Drei Stunden vor Abflug standen wir motiviert im Flughafen. „Drei Stunden reichen dicke“, dachte ich mir. Haha. Falsch gedacht.
Die Halle war voll, und bei British Airways war nur ein einziger Schalter geöffnet. Vor uns standen vielleicht 30–40 Leute. Klingt nicht dramatisch? Nun, wenn jeder Passagier gefühlt ein eigenes Sonderproblem hat und das Computersystem aus den 90ern stammt, zieht sich das Ganze.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ein zweiter Schalter geöffnet. Hurra! Aber schneller ging es dadurch nicht. Immerhin: Nach 1,5 Stunden waren wir endlich dran. Unser Koffer wurde abgegeben, ESTA geprüft, und wir wurden verabschiedet mit den Worten: „Bitte gehen Sie unverzüglich zum Gate, Sie sind spät dran.“
Ach wirklich? Ich dachte, wir hätten nur aus Spaß 90 Minuten in einer Schlange gestanden.
Sicherheitskontrolle: Die zweite Hürde
Gut, ab zum Security-Check. Dort traf uns der nächste Schlag: Hunderte Menschen vor uns. Aber keine Sorge, lange Schlangen kenne ich von Frankfurt oder Heathrow. Doch hier war es anders: Die Geschwindigkeit war ein Witz.
Von außen sah es nach vielen Kontrollspuren aus, doch besetzt waren nur zwei oder drei. Das Personal arbeitete in Zeitlupe. Gefühlt hatte jeder Mitarbeiter die Entspanntheit eines Yogalehrers nach drei Wochen Bali-Retreat. Nur leider war ich kein entspannter Tourist, sondern ein gestresster Fluggast.
Meine Tochter zog sogar vorbildlich schon die Schuhe aus, um Nachkontrollen zu vermeiden – brachte nichts. Stattdessen wurde der Rucksack meines Sohnes herausgefischt. Natürlich dauerte auch diese „Nachkontrolle“ eine halbe Ewigkeit.
Gesamtzeit: 1,5 Stunden. Danach noch schnell durch die Passkontrolle – und dann der Sprint zum Gate.
Der große Moment: Verpasst!
Wir kamen genau in dem Moment an, als die Fluggastbrücke vom A320 wegfuhr. Herrlich! Unser A380-Abenteuer war damit Geschichte.
Die Dame am Gate: „Sie sind 5 Minuten zu spät, Ihr Koffer ist schon ausgeladen.“
Tja. Das war’s dann wohl.
Also zurück zum Check-in, zwecks Umbuchung. Doch vorher mussten wir unseren Koffer wieder abholen. Was sich erneut wie eine olympische Disziplin entpuppte.
Koffer-Chaos und Warten, Warten, Warten
Am Band stapelten sich dutzende Container voller Gepäck. Passagiere mit gescheiterten Reisen standen schon resigniert daneben. Unser Koffer? Natürlich nicht dabei.
Eine Stunde später: ab zum Lost-and-Found-Schalter. Der Mitarbeiter war nett, aber vollkommen überfordert. Hinter einer Tür konnte ich selbst sehen, wie sich die Koffer türmten. Er versprach, unser Gepäck „gleich“ aufs Band zu legen. „Gleich“ bedeutete: weitere 60 Minuten Wartezeit.
Nach über zwei Stunden hatten wir den Koffer endlich wieder. Glückwunsch, Brüssel.
Umbuchen oder gar nicht fliegen?
Mit Koffer zurück zum Schalter. Die erste Option, die uns angeboten wurde: ein Flug zwei Tage später. Ähm, nein danke. Ich schlug Alternativen vor: Deutschland, Niederlande, Frankreich, egal – Hauptsache irgendwie in Richtung USA.
Nach zähem Hin und Her fand man schließlich eine Ersatzverbindung:
- Brüssel – Madrid
- Madrid – Barcelona
- Barcelona – Los Angeles mit Level Airlines
Der Traum vom BA A380 mit Oberdeck-Fensterplatz war dahin. Stattdessen Low-Budget-Airline. Ironisch? Absolut.
Runde zwei: Noch mal Brüssel Security
Also alles wieder von vorne. Neue Bordkarten, neue Sicherheitskontrolle. Diesmal dachte ich, ich ziehe den „Behinderten-Joker“, wie ich es in Stansted schon erlebt hatte – separate, schnelle Kontrolle. Doch Brüssel wäre nicht Brüssel, wenn es nicht auch hier komplizierter wäre: Nur Rollstuhlfahrer dürfen die Fastlane nutzen. Alle anderen? Wieder Schlange.
Immerhin war es diesmal etwas leerer. Statt 90 Minuten dauerte es „nur“ 45 Minuten. Für Brüssel fast ein Weltrekord.
Fazit: Brüssel? Einmal und nie wieder!
Nach insgesamt neun Stunden am Flughafen saßen wir endlich im Flieger nach Madrid. Neun Stunden für eine Reise, die in jedem anderen europäischen Airport vermutlich halb so lang gedauert hätte.
Mein Fazit: Brüssel-Zaventem ist ein Meisterwerk der Inkompetenz.
- Endlos lange Wartezeiten beim Check-in
- Sicherheitskontrollen mit Schneckentempo
- Überforderte Abläufe beim Gepäck
- Null Flexibilität bei Ausnahmesituationen
Ich habe schon einiges erlebt: Frankfurt, Heathrow, New York im Sommerferien-Chaos. Aber niemals musste ich 1,5 Stunden am Check-in und 1,5 Stunden an der Security anstehen, um am Ende auch noch den Flieger zu verpassen.
Und das Beste? Wir waren nicht die einzigen. Überall verzweifelte Gesichter, Leute, deren Flüge ebenfalls ohne sie gestartet waren. Ich sage es mal so: Wenn selbst Heraklion plötzlich besser dasteht, dann weiß man, wie schlimm es ist.
Die Moral von der Geschichte
- Egal, wie günstig die Flüge ab Brüssel wirken: Lasst es bleiben.
- Spart euch Stress, graue Haare und Wutanfälle – nehmt lieber ein paar Euro mehr in die Hand und startet von einem Flughafen, der tatsächlich funktioniert.
- Und wenn ihr irgendwann über Tripadvisor stolpert und diese 1,3 Sterne für Brüssel seht: Glaubt mir, das ist nicht übertrieben. Das ist fast noch zu freundlich.
Und wie ging’s weiter?
Unser eigentlicher A380-Review? Fiel flach. Stattdessen warteten wir gespannt auf Level Airlines – eine Billigairline, die uns immerhin zuverlässig nach Los Angeles bringen sollte. Ob das eine Katastrophe oder eine Überraschung war, erfahrt ihr in Teil 2 meines Reiseberichts.
Mein Fazit in einem Satz:
Brüssel Airport – ein Erlebnis, das man kein zweites Mal braucht.
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