
„Flixtrain? Niemals!“ – Diese oder ähnliche Kommentare lese ich regelmäßig unter meinen Shorts, bei TikTok oder Instagram. Kaum ein Verkehrsmittel in Deutschland polarisiert so sehr wie der knallgrüne Low-Cost-Zug von Flix. Aber wie schlecht ist Flixtrain wirklich? Und warum fahren trotzdem so viele Menschen damit?
Übersicht
In diesem Erfahrungsbericht nehme ich euch mit auf eine aktuelle Fahrt im Juni – bei 29 Grad Außentemperatur, ohne Klimaanlage – von Berlin nach Hannover. Ich zeige, wie sich der Flixtrain wirklich schlägt und was sich in den letzten Jahren getan hat.
Vorurteile gegen Flixtrain: Ein emotionales Thema
Schon beim Wort „Flixtrain“ scheiden sich die Geister. In den sozialen Medien ist die Reaktion oft reflexartig negativ: „Nie wieder!“, „Dreckig!“, „Keine Klimaanlage!“ Doch meine Meinung ist simpel: Wer mitreden will, sollte es selbst erlebt haben.
Also: Flasche Wasser geschnappt (per E-Mail wurde sogar zur Mitnahme geraten), und ab zum Berliner Hauptbahnhof.
Am Bahnsteig: Chaos oder Kontrolle?
Der erste kleine Frustmoment: In der Flixtrain-App lässt sich das Abfahrtsgleis nicht anzeigen – dafür braucht man immer noch den DB Navigator. Zudem gibt es keine Wagenstandsanzeige, da Flixtrain seine Züge sehr flexibel zusammenstellt. Mal sind es fünf, mal neun oder sogar zehn Wagen. Unser reservierter Sitzplatz befand sich im letzten Wagen (Wagen 9), also ging’s ans Ende des Bahnsteigs – nur um festzustellen, dass der Zug von der entgegengesetzten Seite einfuhr. Also einmal komplett umdrehen.

Die Wagen stammen von uralten InterRegio-Zügen – man erkennt es an der markanten Bauweise. Und das ist auch direkt spürbar: Im Inneren des Wagens herrschen tropische Temperaturen, die Fenster lassen sich nur noch wenige Zentimeter öffnen. Das war früher anders – da konnte man noch richtig lüften. Heute bleibt nur die Hoffnung auf Fahrtwind.
Die Fahrt beginnt: Hitze, Lärm und keine Klimaanlage
Gleich nach dem Start fällt auf: Die Temperatur sinkt leicht, sobald sich der Zug in Bewegung setzt. Der Fahrtwind bringt etwas Erleichterung – aber angenehm ist es nicht. Das Geräuschniveau steigt, aber bleibt erträglich. Die Lautsprecheransagen dagegen sind schwer zu verstehen.
WLAN? Fehlanzeige. Früher gab es mal ein funktionierendes Portal mit Filmen – ich erinnere mich, wie ich dort „Fast & Furious“ gesehen habe. Heute scheint das Geschichte zu sein. Auch das passt zur Entwicklung: Flixtrain passt sich offenbar stärker dem Niveau der Fernbusse an.
Der Sitzkomfort: Mehr als erwartet
Jetzt mal ehrlich: Wer mit einem günstigen Ticket unterwegs ist (ich habe 16 Euro bezahlt für Berlin–Hannover, zwei Tage vor Abfahrt), sollte keine 1.-Klasse-Ausstattung erwarten. Dennoch war ich überrascht: Der Sitzkomfort ist auf dem Niveau eines mittelmäßigen Regionalzugs, aber definitiv besser als in vielen Flixbussen – und auch besser als auf manchen Langstreckenflügen.
Mit meinen 1,88 m habe ich auf einem Standardplatz (kein XL-Sitz!) genug Beinfreiheit. Die XL-Sitze bringen zwar etwas mehr Raum, lohnen sich aber nur, wenn man unbedingt näher an der Toilette sitzen möchte.
Toiletten, Sauberkeit und der berüchtigte Ruf
Ein weiterer Dauerbrenner in der Kritik: die Sauberkeit. Ich persönlich kann das nicht bestätigen. Auf allen meinen bisherigen Fahrten war der Zug sauber – so auch dieses Mal. Kein Müll, keine unangenehmen Gerüche. Die Toilette im Nachbarwagen war funktionsfähig und überraschend sauber. Natürlich gibt es keine Reinigung während der Fahrt, wie es im ICE manchmal vorkommt – aber auch das ist zu erwarten.

Was bringt die Zukunft? Neue Züge in Sicht
Der große Gamechanger soll laut Flixtrain noch kommen: Ab 2025 sollen ältere Intercity-Wagen von der Firma TRI (Train Rental International) eingesetzt werden – ohne Umbau. Das bedeutet: bessere Sitze, mehr Platz und endlich: Klimaanlage!
Und noch viel spannender wird es ab Ende des Jahrzehnts. Dann will Flixtrain 65 brandneue Züge einsetzen – mit Wagen des spanischen Herstellers Talgo und Lokomotiven von Siemens. Das Investitionsvolumen: 2,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Derzeit hat Flixtrain nur rund 130 Wagen – das entspricht 13 Zugkompositionen. Künftig sollen es fünfmal so viele sein.
Diese neuen Züge, baugleich mit denen der Deutschen Bahn (ICx-Projekt) und der dänischen Bahn, sind international zugelassen. Das bedeutet: mehr Expansion nach Europa – etwa nach Holland, wo Flixtrain bereits Ambitionen gezeigt hat.

Fazit: Ja, man kann mit Flixtrain reisen – wenn man weiß, worauf man sich einlässt
Flixtrain ist nicht perfekt. Keine Klimaanlage, kein verlässliches WLAN, laute Geräusche – das alles kann nerven. Aber für 16 Euro auf einer Strecke, die mit der Bahn das Vierfache kosten würde, ist das Angebot nicht nur konkurrenzfähig, sondern für viele schlicht alternativlos.
Wer weiß, worauf er sich einlässt, bekommt ein absolut faires Produkt. Jeder Sitzplatz ist garantiert – was man von der Deutschen Bahn nicht immer behaupten kann. Und mit der Aussicht auf bessere Wagen und mehr Strecken ist Flixtrain für mich ein Angebot mit Potenzial.
Natürlich ist das nicht für jeden etwas. Aber vielleicht lohnt es sich doch, den Vorurteilen eine echte Erfahrung entgegenzusetzen – und nicht einfach reflexartig „Flixtrain? Niemals!“ zu sagen.
Was ist eure Meinung?
Habt ihr selbst schon Erfahrungen mit Flixtrain gemacht? Positive oder negative? Gehört ihr zu den Fans – oder eher zu den entschiedenen Gegnern? Lasst es mich in den Kommentaren wissen – auf YouTube oder direkt hier im Blog.
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