Manipulierte Steckdose im Zug – Flixtrain evakuiert

Auf was für seltsame Ideen manche Zeitgenossen kommen, ist schon echt unvorstellbar. In diesem Jahr häufen sich die Meldungen über manipulierte Steckdosen im Zug. Gestern Abend hat es uns dann auch „getroffen“. Gott sei Dank nicht direkt, aber so lief unsere Flixtrain Fahrt ab. Und was hat eine manipulierte Steckdose im Zug damit zu tun?

Flixtrain Fahrt – der normale Wahnsinn!

Es begann mit dem Ende eines entspannten Ostsee-Wochenendes. Hamburg, Sonntagnachmittag. Für uns geht es von der schönen Elbe nach Hannover mit dem Lowbudget-Anbieter Flixtrain. Bis zum Eintreffen des Zuges ist alles normal. So normal wie Zug fahren 2023 nun mal ist. Soll heißen, sämtliche Züge sind verspätet, der Hamburger Hauptbahnhof ist voll wie eh und je, viele Passagiere mit viel zu viel Gepäck, Gemeckere über die „Bundesbahn“ und verwirrt dreinschauende ausländische Touristen. Business as usual eben.

Auch unser Flixtrain von Hamburg nach Stuttgart ist verspätet. Nachdem sich noch ein ICE und ein IC mit deutlicher Verspätung an den Bahnsteig schieben, kommt die grüne Gefahr mit +15 Minuten auch endlich mal eingefahren. Weitere 6 Minuten später, nach panisch-hektischem Gedränge weil kein Fahrgast weiß wo sein Waggon stehen bleibt (Was sind Wagenstandsanzeiger?), rollen wir mit 21 Minuten Verspätung hinaus aus der schönen Hamburger Bahnhofshalle gen Süden.

Die Fahrt ist wie eine Flixtrain Fahrt eben ist. Die Fenster sind alle auf, die Luft ist stickig, der erste Döner mit extra Zwiebeln wird ausgepackt und Füße (besockt/unbesockt) und Rollkoffer verbarrikadieren zunehmend den Gang. Dazu natürlich noch der ohrenbetäubende Lärm, der durch offene Fenster bei rund 150-200 km/h entsteht.

Flixtrain evakuiert in Celle

Doch irgendetwas stimmt nicht. Mitten in der Heide läuft ein Schaffner hektisch durch den Wagen, spricht mit seinem Funkgerät. Dank der lauten Umgebungsgeräusche ist nichts zu verstehen. Nur „kein Feuer“ dringt durch den Fahrtwind durch. Ok, seltsam. Doch die Fahrt geht munter weiter.

Vorbei an Lüneburg, vorbei an Wiesen, Wäldern und kleinen Städtchen. Doch in Celle kommt der Zug zum Halt. Der Schaffner und eine Handvoll Fahrgäste steigen aus und sprechen mit zwei Polizisten auf dem Bahnsteig. Hat da wohl jemand keinen Fahrschein?

Ein aufgeregter Fahrgast kommt wieder rein und ruft durch den Waggon: „Schatz, pack die Sachen, wir müssen raus! Alle müssen raus“ – Bitte was? Ich habe ja schon viel erlebt mit der Bahn, auch das wäre nicht meine erste Evakuierung gewesen. Aber warum?

Sekunden später eilt der Schaffner herein und wiederholt die Aufforderung. „Wir müssen aus Sicherheitsgründen den kompletten Zug evakuieren! Bitte alle aussteigen. Gepäck hier lassen!“.

So wie Menschen nun mal sind, klappt das natürlich nur so semi-gut. Eine Dame in der letzten Reihe springt auf und spielt erst mal seelenruhig Koffer-Tetris mit ihrem viel zu großen Gepäckstück, während alle anderen auf sie warten. Keiner kennt den Grund für die Evakuierung, keiner weiß ob oder wie hoch die Gefahr für Leib und Leben ist. Aber Hauptsache man hat seinen Koffer dabei. Vielen Dank dafür! Für solche Leute gibt es sicherlich ein besonderes Plätzchen in der Hölle.

Flixtrain evakuiert - Maniupulierte Steckdose im Zug
Flixtrain evakuiert

Auf dem Bahnsteig wird die Informationslage auch nicht gerade besser. Zwei Polizisten versperren die Treppe, irgendwann kommt ein Sanitäter und nimmt einen Fahrgast mit. Durchsagen Fehlanzeige. Weder von der Polizei, noch von Flixtrain-Angestellten.

800 Fahrgäste, die auf dem Weg von Hamburg nach Stuttgart waren haben an einem schönen Sonntagabend ein gemütliches Sit-in in Celle. Träume werden doch wahr!

Irgendwann treffen weitere Polizisten mit Koffern ein und kontrollieren den gesamten Zug. Worauf ist zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unklar. Es wird Verstärkung geordert aus dem 30 Minuten entfernten Uelzen. Na wunderbar!

Manipulierte Steckdose im Zug – Was war passiert?

Rund eine Stunde später kommen wir dann in den Genuss von direkten Informationen. Die Pol befragt das Flixtrain-Personal direkt neben uns.

Der Grund für unsere Zwangspause ist eine manipulierte Steckdose im Zug. Ein Fahrgast (der am Anfang zum RTW ging) hatte sich einen Stromschlag zugezogen. Der Lokführer hatte daraufhin umgehend die Stromversorgung der Waggons abgestellt und Bundespolizei, Rettungsdienst und den Fahrdienstleiter kontaktiert.

Die Fahrt würde fortgesetzt werden nachdem der Notfallmanager eingetroffen ist und die Lage beurteilt hätte.

Mittlerweile durfte man wieder in den Zug gehen um auf die Toilette zu gehen. Dies nutze ich aus um unser Gepäck herauszuholen, denn es wurde zu keinem Zeitpunkt mit den Fahrgästen kommuniziert wann/ob es weitergeht.

Gegen 19:00 Uhr wurde es uns dann zu bunt und wir verließen den Celler Bahnhof mit dem nächsten Metronom Richtung Hannover. Das war auch eine recht gute Entscheidung denn es zog ein Gewitter auf und die Hälfte der 800 Fahrgäste stand eh schon im Freien. Das ist bestimmt ziemlich kuschlig geworden.

Flixtrain evakuiert
Flixtrain in Celle evakuiert

Bye bye Flixtrain! Bye bye Celle!

Manipulierte Steckdosen im Zug – die bekannten Fälle

Neben diesem Vorfall (Bericht der Celler Presse) gibt es noch ein paar andere Vorkommnisse anderer Art. Das scheint leider ein neuer ekelhafter Trend zu werden.

Wie die Bild berichtet, gab es weitere Fälle in Bayern, BW und eben auch schon bei Flixtrain.

Dabei stecken der / die Täter Metallnadeln in die Steckdosen. Perfide, heimtückisch und einfach nur widerlich!

Flixtrain evakuiert – das fehlt auf dem Zug

Eins hat dieser Vorfall klar gemacht. Bei Flixtrain hakt es an der Kommunikation.

  • Es gab scheinbar Durchsagen bez. der Steckdosen während der Fahrt. Verstanden hat die aber scheinbar keiner durch die lauten Fahrtgeräusche.
  • Am Bahnsteig gab es überhaupt keine Kommunikation mehr. Die Flixtrains sollten evtl. für solche und ähnliche Vorfälle mit Megafonen ausgestattet werden. Man kann ja von keinem Zugbegleiter verlangen, dass er sich für 800 Leute die Seele aus dem Leib schreit.

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