Das hätte ich mir auch nicht gedacht, dass wir mal Igeln ein Dach über dem Kopf bieten müssen, aber wie sagt man? Unverhofft kommt oft! Wie wir an zwei Igel gekommen sind? Warum ein Igel verletzt ist? Warum ich sie nicht einfach auswildere? Das wollen wir heute hier klären.
Wie wir zu Igel-Eltern wurden
Wir haben den 24. September, ein stinknormaler regnerischer Dienstag im Herbst, Feierabendzeit. Ich komme gerade nach Hause, lasse den Hund in den Garten auf Schnüffelrunde und gehe selbst rein um das Volk zu begrüßen der Familie Hallo zu sagen. Doch mit einmal zerschneidet hysterisches Bellen die Ruhe, der Hund flippt total aus. Draußen angelangt, sehe ich den Hund wild um einen Fliederbusch herumspringen. Er krabbelt drunter und kommt mit einem Igel im Maul wieder raus.
Eine kleine Verfolgungsjagd beginnt, Luna lässt den armen Igel immer wieder fallen um schließlich nach 20 Metern Wegstrecke von ihm abzulassen und meinen Drohgebärden zu folgen. Der kleine stachelige Freund liegt eingeigelt auf dem Plattenweg. Auf den ersten Blick scheint alles gut gegangen zu sein. Aber bevor ich einen Gedanken fassen kann beginnt das nächste Bellgewitter.
Mein Hund ist wieder zum Busch gerannt und hat noch einen Igel hervorgezogen. Doch der Kleine hat nicht so viel Glück. Unser Terrier schüttelt und schleudert den Igel zwei Mal durch die Luft bevor ich dazwischen komme. Jetzt gibt es keine Optionen mehr über die man nachdenken muss.
Igel verletzt – Ab zum Tierarzt!
Ich bringe den Hund schnell ins Haus und schnappe mir meine Gartenhandschuhe. Behutsam verfrachte ich beide Patienten in einen Karton und stelle sie ins Lastenrad. Noch schnell eine dicke Jacke mit auf die Ladefläche damit der Karton nicht hin und her rutscht und ab zum Veterinär.
Der Tierarzt begutachtet beide. Erleichterung Nummer 1: Beide leben noch! Erleichterung Nummer 2: Nur ein Igel verletzt! Und das auch nur oberflächlich. Der Tierarzt spült die Schürfwunden und sagt wir sollen beide füttern und beobachten. Sie wären ohnehin etwas klein für Ende September. Wenn sie anfangen eitrig zu stinken sollen wir wiederkommen. Ansonsten auswildern wenn sie 500-600g erreicht haben.
Das Krankenquartier für Igel
Wieder zu Hause wird erst einmal das Krankenquartier für die beiden Igel fertig gemacht. Ein Klappkorb mit Küchenrolle ausgelegt, ein Schuhkarton als Versteck und zwei Pflanzkübel-Untersetzer für Wasser und Futter sollten den beiden vorerst genügen. Die letzte Amtshandlung des Tages ist der Gang zum Supermarkt, Katzenfutter für die beiden Igel kaufen.
Die ersten 24 Stunden hat sich nichts getan auf der Igel Krankenstation. Beide liegen eingerollt in ihrem Versteck, das Futter wurde nicht angerührt. Der Schock sitzt scheinbar noch tief.
Doch die Tage drauf kehrt das Leben wieder zurück. Die beiden fressen einen Mix aus Katzenfutter und Igel Trockennahrung, trinken viel und randalieren auch schon mal über Nacht und zerrupfen das Küchenpapier. Man sieht auch schon gar nichts mehr beim verletzten Igelchen.
Raus mit euch!
Problem ist jetzt: Aus dem Schneider sind die beiden noch nicht. Jetzt beide wieder draußen auszusetzen können wir nicht mi unserem Gewissen vereinbaren. Was ist wenn die Wunde sich doch noch entzündet? Was wenn sie sich unseren Garten als Heimat ausgesucht haben und ein paar Tage später wieder in Wauzis Maul landen? Auf der anderen Seite müssen sie raus denn nicht nur sind sie sehr aktiv (wir lassen sie abends ein bisschen im Keller rumlaufen), nein, sie stinken auch immer mehr. Ja, wirklich. Und die Kombination Katzenfutter / Igel haut einen regelrecht aus den Socken.
Was ist die Lösung? Ein großes Igelgehege wird folgen. Ich habe im Garten noch eine freie Fläche unter einem großen Schmetterlingsflieder mit viel Laub und Ästen. Das Ganze wird in den kommenden Tagen hundesicher eingezäunt und mit einem Igelhaus ausgestattet. Meiner Meinung nach ein guter Kompromiss. Artgerechte Tierhaltung und trotzdem können wir ein Auge auf die beiden halten. Bericht über den Gehegebau wird folgen.