Wir haben März. So langsam fängt die Gartensaison an und alle Hobbyheimwerker und Gärtner planen ihre nächsten Projekte. Wie wäre es denn mit Brunnen bohren von Hand dieses Jahr? Das perfekte Projekt, kombiniert aus der Heimwerker- und der Gartenwelt. Viel interessante, abwechslungsreiche Arbeit und am Ende eine autarke Wasserversorgung für deinen Garten. Denn auch Wetterexperten sagen, dass wir bisher immer noch in der Dürre stecken. Unsere Böden sind weiterhin zu trocken für die Jahreszeit. So ein paar Monate komplette Trockenheit holt die Natur auch nicht mit ein paar Tagen stürmischen Wetters auf.
Brunnen bohren von Hand – Planung ist alles!
Aber so einfach drauf los bohren ist nicht ratsam. Auch beim Brunnen zählt das alte Credo: Lage, Lage, Lage – nein im Ernst, investiere ein bis zwei Gedanken in den Standort. Hast du Strom an der Bohrstelle? Kannst du ein Dreibein ordentlich positionieren? Kannst du gegebenenfalls mit Fremdwasser am Brunnen arbeiten? Und für die finale Planung: Kannst du an der Position eine Zapfstelle anbringen bzw. passt das in deinen Bewässerungsplan?
Brunnen bohren von Hand – wie tief
Nein, wir können immer noch nicht loslegen. Erst einmal sollte man wissen wie tief der Brunnen sein soll. Dazu kann man sich mal in der Nachbarschaft umhören und sich die Geoportale der Bundesländer im Netz anschauen. Bei letzteren kann man die Daten der nächstgelegenen Messstation anschauen und weiß dann ungefähr wo die Reise hingeht. Beispielsweise bei mir sagte das Portal 500 Meter südlich von mir einen Grundwasserstand von 8 Metern, ein Arbeitskollege, der 500 Meter nördlich wohnt, hat in seinem Brunnen nach 12 Metern Wasser gefunden. Bei mir waren es dann 9,9 Meter.
Brunnen bohren von Hand – Das Werkzeug
Jetzt können wir uns um das benötigte Werkzeug kümmern. Brunnen bohren von Hand klappt nicht an einem Nachmittag! Deshalb lohnt es sich absolut nicht einen Erdbohrer auszuleihen. Kauf dir dieses Set von VidaXL. Es ist preisgünstig, gut verarbeitet und lässt sich später gut wieder verkaufen.
Wenn du dann das Grundwasser erreicht hast benötigst du eine Kiespumpe oder einen Plunscher. Ich empfehle dir eine Kiespumpe, da sie weitaus effizienter ist.
Um das Brunenrohr in die Erde zu bekommen brauchst du noch eine Holzzwinge und Gewichte. Bei mir habe ich 14 Kg Gehwegplatten vom Toom geholt. Die sind immer wieder mal im Angebot.
Und jetzt baust du dir noch ein Dreibein. Du kannst im Prinzip auch eine Leiter mit Umlenkrolle nehmen, ein Dreibein kippt allerdings nicht so leicht um. Wie du das günstig selbst baust:
Dreibein für Brunnen bauen
So ein Bohrer wird mit der Zeit immer länger und vor allem schwer! Du solltest dir ein Dreibein zum Bohren und anschließenden Plunschen bauen. Folgende Dinge brauchst du für den Bau:
- 3* 3 Meter lange Holzpfosten
- Lange Gewindestange (länger als die 3 Balken nebeneinander)
- Eine Lastschlinge
- Evtl. eine Handseilwinde
- Umlenkrolle und Seil
Mit einem Holzbohrer bohrst du nun Löcher in alle Balken, schiebst die Gewindestange durch und sicherst mit Kontermuttern. Dann legst du noch die Lastschlinge über die Gewindestangen und hängst die Umlenkrolle ein. Falls du mit einem sehr langen Bohrer arbeitest solltest du vielleicht noch eine Handseilwinde mit Stahlseil anbringen um den Bohrer sicher und leicht aus dem Bohrloch zu bekommen ohne das die gesamte Ladung von der Spindel rieselt.
Brunnen von Hand bohren – Los geht’s
Endlich geht’s los mit dem Projekt. Man glaubt am Anfang gar nicht wie schnell du mit so einem Erdbohrer bist. Eh du dich versiehst, bist du locker an einem Nachmittag in 5-6 Metern Tiefe. Vorausgesetzt du triffst nicht auf Ton oder dicke Steine .
Wenn du nicht mehr an Tiefe gewinnst (sei es, du bist im Grundwasser oder in einer Sandschicht) solltest du jetzt mit dem Bohren aufhören und anfangen mit der Kiespumpe zu arbeiten. Denn wenn du zwar Material rausholst, das Bohrloch aber immer wieder zusammenfällt entsteht an der Sohle ein Krater. Und du möchtest ja nicht, dass dieser irgendwann einfällt und du mit absackst, oder?
Der Aufbau des Brunnenrohrs
Schraub jetzt deine Rohrtour zusammen und versenke sie im Bohrloch . Zuerst kommt das Sumpfrohr (0,5m – 1,0 m), dann die geschlitzten Filterrohre (2-3 Meter) und den Rest füllst du mit normalem Vollrohr. Tu dir selbst den Gefallen und nimm Glattwandrohre. Sie lassen sich deutlich besser in den Boden rammen / plunschen / pumpen als die wulstigen normalen.
Sie sind zwar leicht teurer aber die Zeit- und Stressersparnis lohnt sich wirklich. Ich musste das auf die harte Art lernen. Bitte nimm bloß Abstand von Abflussrohren! Die sind einfach nicht für die Drücke in der Tiefe ausgelegt!
Am obersten Rohr bringst du jetzt die Holzzwinge an und beschwerst diese mit Gewichten. Nicht übertreiben. Am Anfang reichen ein paar Zusatzkilo.
Mit der Kiespumpe arbeiten
Jetzt beginnt die zweite große Phase beim Brunnenbau. Wir müssen mit der Kiespumpe das Brunnenrohr in die Grundwasserschicht hineintreiben. Mindestens 2-3 Meter Wasser müssen über der Filterstrecke stehen um Spiegelschwankungen auszugleichen und noch genug Platz zu haben für die Pumpe.
Lass die Pumpe auf die Bohrsohle und zieh ruckartig am Seil. Unten zieht sich jetzt der Kolben zurück und füllt die Kiesbüchse mit Abraum, die Gummimembran verhindert, dass alles wieder zurückfließt. Das sieht in ungefähr so aus:
Wenn du genug Gewicht auf deiner Rohrtour hast, senkt sich jetzt dein ganzes Vorhaben mit jedem Zug am Seil um wenige Zentimeter. Nach ein paar Mal hin und her ist die Pumpe gut gefüllt und kann gehoben werden. Falls sich nichts an der Tiefe ändert läufst du Gefahr dich irgendwann unter das Rohr zu graben. Im aller schlimmsten Fall verkeilt sich dann die Kiespumpe und muss durch lupfen der Rohrtour befreit werden. Das muss nicht immer klappen und kann zum Verlust der Pumpe und dem Abbruch der kompletten Bohrung führen.
Versuch dann lieber mit der gefüllten Pumpe durch schnelle und ruckartige Hübe die Bohrsohle zu lockern und Abraum ins Brunnenrohr zu saugen. So habe ich bei mir die letzten Meter spielend schnell geschafft.
Natürlich läuft nicht immer alles rund und du wirst nicht immer weiches kiesiges Material fördern. Die Steine im Weg werden auch mal größer sein. Für diesen Fall rate ich, dass du dir einen Bohrkopf besorgst mit dem du im Rohr weiterbohren kannst. Nur so ist es dir manchmal möglich Steine aus dem Weg zu schieben oder gar zu bergen.
Brunnen von Hand bohren – Abschluss
Phase Nr. 3 ist die Inbetriebnahme des Brunnen. Zu aller erst musst du das Brunnenrohr unten verschließen sonst drückt es dir immer wieder Sand und Kies rein. Am besten nimmst du dazu Tonpellets. Diese quellen unten auf und halten alles Unerwünschte draußen.
Jetzt kannst du die Pumpe ins Rohr lassen. Ich habe eine sandverträgliche (ja, gibt es eigentlich nicht) bei Amazon gekauft und sie einen Meter über der Filterstrecke positioniert. Alles verbunden mit der Gardena Pipeline und jetzt: WASSER MARSCH.
Eine gewisse Zeit kommt jetzt braune Brühe. Beim Brunnen freipumpen habe ich 5000 Liter aus dem Brunnen geholt bis es komplett klar war. Testen ob das Wasser klar ist, könnt ihr das ganz leicht. Füllt einen Eimer mit Wasser und rührt es schnell und kräftig um. Solltet ihr noch Sand im Wasser haben setzt sich dieser in der Mitte des Eimers ab.
Brunnen von Hand bohren – meine Doku
Wenn ich diesen Text so lese, könnte man meinen, dass Brunnen bohren eine Sache von ein paar Nachmittagen ist und schnell von statten geht. Aber wenn du dir mal meine komplette Doku anschaust merkt man, dass ich fast ein ganzes Jahr gebraucht habe. Es läuft eben nicht immer nach Plan. Mal muss man neu anfangen, mal auf Teile warten und mal ein paar Tage über Problemstellungen nachdenken und recherchieren. Ich kann dir im letzten Fall nur das Brunnenbauforum ans Herz legen. Da wird einem immer sehr gut und schnell geholfen. Aber erst die Suchfunktion nutzen bevor du fragst, gelle?
Mein Brunnen 2019
Mein Brunnen ist im Prinzip auch immer noch nicht fertig. Zwar habe ich schon die ganze letzte Gartensaison fleißig mit Brunnenwasser gegossen und das ein oder andere Mal den Pool der Kinder gefüllt, ich habe aber immer noch keine gescheite Brunnenstube gebaut. Ich habe zwar alles unter der Erde in einer umgemodelten Mörtelwanne und meinen Schlauchautomat über eine Wassersteckdose verbunden, aber zufrieden bin ich mit der Lösung noch nicht. Da wird 2019 noch was passieren aber erst einmal sind andere Projekte dran.
Auch soll der Brunnen in eine automatische Gartenbewässerung eingbunden werden. Geplant ist es schon.