Roadjet – Luxus im Fernbus!

Vor einiger Zeit konnten wir nun endlich mal den Roadjet ausprobieren. Roadjet ist der neue Player am Fernbus-Markt der mit Luxusreisen zu Economy-Preisen wirbt. Aber lohnt sich das? Ist Reisen im First-Class Bus eine echte Alternative zur Deutschen Bahn oder zu Flixbus? Und wie sieht das Streckennetz aus? All das wollen wir hier klären. Let’s roll!

Der Roadjet-Corona-Fehlstart

Eigentlich sollte dieser Artikel schon im August veröffentlicht werden, denn eigentlich war der Roadjet als Auftakt für den letzten Mobility-Trip mit dem fetzigen Titel „Jet-Marathon“ (Roadjet, Nightjet, Railjet) geplant. Doch daraus wurde nichts! Dank der bereits beginnenden zweiten Welle in Spanien konnten die Busse nicht rechtzeitig angemeldet werden und die ersten Fahrten nicht stattfinden. Darunter war auch unsere Fahrt von Leipzig nach Berlin. Ärgerlich, aber nichts zu machen. Da musste damals der große Grüne Konkurrent auf der Schiene erst einmal aushelfen.

Das Streckennetz von Roadjet umfasst bislang nur eine Strecke. Stuttgart – Nürnberg – Leipzig Berlin. Es gibt je eine Fahrt tagsüber und eine über Nacht in jede Richtung.

Mit Roadjet von Berlin nach Leipzig

Doch jetzt hatten wir wieder mal Zeit für einen kleinen Trip. Extra für den ultimativen Roadjet Test sind wir am Vortag nach Berlin gefahren, haben dort übernachtet und  sind früh morgens mit der S-Bahn zum Berliner ZOB gefahren. Mal kurz eingeschoben: Der ZOB  ist ein wahrlicher Schandfleck für unsere Hauptstadt. Junge, Junge, selbst die Busbahnhöfe in Transsilvanien sehen schicker aus als diese Ansammlung von Restmüll, Bussteigen und Bauzäunen. Aber genug gemeckert 😉

Um kurz nach 8:00 Uhr schob sich zwischen den ganzen Fröschen ein großer schwarzer Bus hindurch zu unserem Bussteig. Brace yourself – Roadjet is coming. Was für eine Erscheinung! Ein funkelnder Diamant zwischen grünen Getränkedosen, eine Limousine inmitten einer Horde Dacias, eine Stradivari zwischen…..ihr wisst was ich meine. Genug gesülzt.

Roadjet
Roadjet am Berliner ZOB

Ein gut gelaunter Busfahrer öffnet den Bus und begrüßt die sechs anwesenden Fahrgäste freundlich und nimmt sich gleich der Ticketkontrolle an. Wir betreten einen sehr sauberen und sehr durchgestylten Bus. Schwarz und Türkis dominieren das Betrachterauge. Im unteren Teil des Busses sind einige Sitze, ein Kaffeeautomat, ein Snackauotmat und das Bad untergebracht. Im oberen Teil findet sich der Großteil der Sitze in einer 2 – 1 Anordnung. Alles untermalt von blauer Ambientbeleuchtung.

Booking.com

Der Sitz im Luxusbus

Die Sitze haben eine außergewöhnlich große Beinfreiheit. Die braucht es auch, denn er verfügt über eine verstellbare Beinstütze und neigbare Rückenlehne. Alles in edel anmutenden Leder mit zuschaltbarer Massagefunktion. Diese kann man über zwei Knöpfe an der Mittelkonsole in der Intensität steuern. Dort befinden sich ebenfalls USB-Anschlüsse, eine 230-V Steckdose, sowie ein Getränke und ein Smartphone-Halter. Am Vordersitz ist ein kleiner Tisch zu finden und das Onboard-Entertainment. Zu dem komme ich aber nochmal in einem gesonderten Punkt.

Oberhalb des Sitzes ist eine kleine Leselampe die sich individuell einstellen lässt. Die Fenster kann man mit einem blickdichten Vorhang zuziehen. Sehr nützlich wenn man schlafen möchte, denn der Bus fährt auch über Nacht!

Aber Achtung bei der Sitzplatzwahl. Es gibt eine Ausnahme! Der Sitz C1 im Oberdeck ist kein vollwertiger Sitz wie die anderen. Er hat keine Beinablage und deutlich weniger Beinfreiheit. Ein Hinweis bei der Buchung wäre echt ganz hilfreich.

Roadjet
Obern, vorne rechts. Nicht zu empfehlen.

Das Onboard-Entertainment

Wie eben schon erwähnt trumpft Roadjet mit einem eigenen Onboard-Entertainment auf. Naja, theoretisch eine ganz tolle Idee die ich echt klasse finde aber unsere Erfahrungen waren leider nicht ganz so toll.

Roadjet Onboard Entertainment
UI vom Roadjet Entertainment

Was gibt es denn beim Roadjet-Tablet für den Fahrgast?

  • Filme: Unterteilt in verschiedene Kategorien. Action, Family, Documentary. Nur waren alle Kategorien leer, bis auf Action wo ein kleiner Kinder-Kurzfilm zu finden war. Sobald man spulen wollte, stürzte der Player ab.
  • Musik: Bis auf ein orientalisches Album gab es nichts bzw. hat nichts funktioniert.
  • Spiele: Diese haben absolut super funktioniert. Da gabe ein paar Spiele wie Candycrush oder Angry Birds.
  • Spotify: Gerne hätte ich mir eine Folge Fest & Flauschig angehört, ging nur leider nicht, da keine Internetverbindung bestand.
  • Netflix: Das gleiche Drama wie bei Spotify. Es ging nicht über den Ladebildschirm hinaus.
  • Youtube: Ratet mal.
  • Webbrowser: Ja, genau das gleiche.

Auf unserer Fahrt gab es kein funktionierendes WLAN. Dadurch haben auch meine Kids ganz schnell die Tablets wieder ausgeschaltet. Ich habe zwischen Berlin und Leipzig in regelmäßigen Abständen ausprobiert ob es evtl. nicht doch nur an einem Funkloch lag, aber es tat sich nichts. Wirklich schade!

Roadjet Filme
Filmkategorien. Leider nichts wirklich vorhanden.

Da müsste nachgebessert werden

Zwischendurch wollten meine Kinder einen Reisesnack haben. Da ich ja ein gut vorbereiteter Reen bin, habe ich extra ein wenig Klimpergeld mitgenommen um den Snackautomat zu testen. Aber da hatten wir leider auch kein Glück. Der Automat nahm unser Geld dankend an, quittierte unsere Wünsche aber mit der Meldung „Auswahl nicht vorhanden“ und behielt die Kohle. Toll, wir bekamen natürlich unser Geld vom Fahrer zurück, aber meinen Kids wären dann doch das Knoppers und die ungarischen Chips lieber gewesen. Da müsste eine zuverlässigere Kiste hin. Das Nonplusultra wäre natürlich ein Automat mit Kartenzahlung, denn ich trage nur sehr selten Bargeld mit mir herum.

Und natürlich muss noch an dem Entertainment gearbeitet werden. Mal die nicht immer beeinflussbare Internet-Verfügbarkeit außen vor gelassen. Es geht  nicht, dass man vorgefertigte Filmkategorien hat und da einfach gar keine Filme drin sind. Das wirkt nicht gerade professionell. Das gleiche gilt für die Musik.

Für die nächsten Busse wäre es toll, wenn man die Tablets etwas mehr nach hinten ziehen, oder sogar herausnehmen könnte, denn für junge Mitreisende ist die Benutzung sehr schwierig während der Fahrt (Gurtpflicht).

Roadjet Kinder
ich komm da faaaaaaaaaast ran

Fazit zum Roadjet

Mein persönliches Fazit lautet sehr gut! Meine Kritikpunkte tue ich erst einmal als Kinderkrankheit ab. Roadjet hat mit dem Konzept des First-Class-Bus im Linienverkehr ein Angebot kreiert, dass bei uns in Europa noch gefehlt hat und hoffentlich gut angenommen wird. Der Start mitten in der Corona-Pandemie ist von außen betrachtet sehr gewagt, zeigt aber doch wie sehr die Gründer für ihr Thema brennen! Ich hoffe wirklich dass sich Roadjet am hart umkämpften Markt etabliert und wächst und vielleicht auch mal internationale Ziele anbietet.

Der Road(jet)movie

Natürlich habe ich auf für diesen Trip meine Kameras mitlaufen lassen um ein paar bewegte Eindrücke eingefangen.

Um keine Tripreports mehr zu verpassen, solltet ihr unbedingt meinen Youtube Kanal abonnieren. Würde mich riesig freuen!

You may also like...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert