Nachtzugfans aufgepasst. Seit Fahrplanwechsel 2021/22 gibt es wieder eine ganz besondere Verbindung in Europa. Nach 12 Jahren Stillstand kommt der Orientexpress (teilweise) in Form des Nightjet Paris – Wien zurück. Wo gehalten wird, was es für Optionen gibt und wie es an Bord ist, erfahrt ihr hier in den nächsten Minuten. Let’s roll!
Inhaltsverzeichnis
Nightjet Paris – Teil des TEE 2.0
Im Jahr der Schiene wurden ein paar neue Nachtzugverbindungen angekündigt. Die ersten zwei darunter sind Zürich – Amsterdam und Wien – Paris. Es folgen noch im kommenden Jahr Zürich – Rom und im Jahr darauf Berlin – Brüssel – Paris. Auf letztere Verbindung freue ich mich besonders, verläuft sie doch fast vor meiner Haustür.
Kleine Zwischenanmerkung: Einen Nachtzug Brüssel – Berlin (und weiter bis Prag) wird es bereits im Frühjahr 2022 , angeboten von European Sleeper, geben. Wie konkurrenzfähig das Produkt gegenüber der ÖBB wird, werden wir natürlich hier im Blog klären.
Die DB hat an diesem TEE2.0 Projekt für mich als Fahrgast keinen erkennbaren Bezug. In einer früheren Pressemitteilung hieß es mal:
- Loks+Fahrer: ÖBB Wien-Karlsruhe, SNCF Karlsruhe-Paris
- Wagenmaterial: ÖBB
- Zugbegleiter: DB
Für mich waren die Zugbegleiter eindeutig von der ÖBB. Die einzige Komponente der DB: Man kann mittlerweile Nightjet-Tickets über Bahn.de kaufen. Unser Ex-Bundesbenzinkanister hat da wohl was falsch kommuniziert 😊
Nightjet Paris – die Reise beginnt!
Aber genug geschwafelt. Kommen wir zum eigentlichen Erfahrungsbericht. Es ist das vierte Adventswochenende, Nachmittag, ein bedeckter kalter Wintertag in Paris. Der Eiffelturm versteckt sich ein wenig in den Wolken, die Schwärme an „Good Price, good Price“- Verkäufern leider nicht 😉
Wir sitzen auf einer Parkbank, essen unseren Crêpe auf und beginnen so langsam unsere schöne Nightjet Paris-Reise. Mit der Metro geht es noch einmal über die Seine vorbei an dem 130 Jahre alten Klettergerüst auf Richtung Gare de L’est.
Eine Stunde vor Abfahrt erreichen wir den quirligen weihnachtliche geschmückten Ostbahnhof. Jede Menge Publikumsverkehr für einen Sonntagabend. Wir schnappen uns noch Snacks und Getränke und wandern ein wenig zwischen TGV, ICE und französischen Regionalzügen umher.
40 Minuten vor Abfahrt wird das Abfahrtgleis auf einem der unzähligen Bildschirme angezeigt und wir können es kaum erwarten nach einem langen Tag und vielen Schritten in unser warmes gemütliches Privatabteil zu kommen.
Ganz am Ende des Bahnhofs, steht unser rollendes Hotel für uns bereit. Hereingezogen von der extra für dieses Zugpaar folierte SNCF Lok.
Wir hatten das große Glück die Tickets bereits kurz vor der öffentlichen Anküdigung von ÖBB buchen zu können (Zufall + die richtigen Twitter Kontakte). So konnten wir uns das Double Deluxe Abteil mit privatem Bad für gerade einmal 189 € sichern. Für zwei Personen ist das ein Killerpreis!
Booking.comUnd das wollen wir jetzt ganz auskosten, also ab zu Wagen 410, Tickets vorgezeigt und ab in den Zug. Das Abteil ist noch in der Tag-Konfiguration. Uns erwarten drei Sitze, ein großer Tisch und zwei Nightjet Goodie-Bags. Was drin ist?
- Slipper
- Schlafmaske
- Ohrstöpsel
- Snacks
- kleines Handtuch
- Frühstück Bestellkarte
- Kugelschreiber
- Wasser
Wir richten uns ein, sortieren unsere Klamotten ein wenig und füllen schon mal unsere Frühstücks-Bestellkarte aus.
Pünktlich, 19:57 Uhr rollen wir aus dem Pariser Bahnhof aus. Au revoir Paris es war schön dich wiederzusehen! Der Zugbegleiter kommt sogleich zu uns, gibt uns einen Willkommens-Drink, nimmt unsere Frühstücks-Bestellung und Zeit auf und stellt uns unseren Wecker ein. Er würde uns noch das Abteil zur Nachtkonfiguration umbauen aber das machen wir später selbst. Wir machen es uns gemütlich, schauen einen Weihnachtsfilm während draußen bereits schon die Pariser Außenbezirke vorbeiziehen.
Gegen 21:00 Uhr bauen wir uns unser Nachtlager und gehen noch duschen. Es ist schon irgendwie komisch in einem fahrenden Zug zu duschen. Einfach cool 😊 Was noch cooler ist? Mit dem Kissen am Fenster liegen und zugedeckt vorbeiziehende Städte zu beobachten. Irgendwo mitten in Frankreich schlafen wir ein. Die Nacht ist erstaunlich ruhig. Die Schienen scheinen schnurstracks gerade ohne Weichen oder Kurven zu liegen, so gut wie kein Gegenverkehr und der Lokführer bremst und fährt sanft an. Also, so ruhig habe ich noch keine Nacht im Zug verbracht.
In Freilassing ist die Nacht dann auch wieder vorbei. Guten Morgen Deutschland – doch bevor ich richtig sitze sind wir schon in Salzburg.
Die Reise ist also schon fast vorbei. Ein Highlight wartet noch auf uns. Gegen 09:00 Uhr kommt unser freundlicher Zugbegleiter mit zwei wundervoll angerichteten Frühstücks-Tabletts. Ein würdiger Abschluss für eine tolle Fahrt!
Jetzt noch eine gute Stunde und wir haben Wien Hauptbahnhof erreicht.
Was in Zukunft besser werden sollte:
- WLAN: Gibt es nicht. Selbst die alten IC Waggons der DB und die (damals) noch älteren ersten Flixtrains hatten WLAN. Kann also eigentlich nicht so kompliziert sein.
- Für ein Dreier-Abteil gibt es nur eine Steckdose. Ich wusste das vorher und hatte einen Mehrfachstecker dabei. Dennoch, das sollte bei zukünftigen Modernisierungen unbedingt aufgestockt werden.
Bewegte Bilder = besserer Eindruck
Natürlich habe ich wieder ein paar Kameras mit in den Zug genommen und Eindrücke eingefangen. Hoffe es gefällt euch. Tut mir einen Gefallen, öffnet das Video bei Youtube, lasst einen Daumen nach oben da, abonniert den Kanal und kommentiert was euch gefallen oder missfallen hat. Das würde mir wirklich sehr helfen!
Der Fahrplan
Die Komfortklassen im Nachtzug
Beim Nightjet Paris – Wien, wie in allen anderen Nightjets auch, gibt es drei Komfortkategorien.
- Sitzwagen: Ein Sechserabteil bei dem man die Sitze zusammenschieben kann und so eine große Liegefläche kreieren kann. In einem ähnlichen Abteil habe ich mal eine Nacht mit 15 verbracht. Das war super, aber Ich plane nicht dieses Erlebnis als Erwachsener zu wiederholen 😊
- Liegewagen: Die etwas bessere Variante. Man bekommt ein Abteil mit sechs klappbaren Liegen – einfaches flaches Kissen, Wolldecke. Man muss sich alles selbst be- und abziehen. Wir haben im Sommer zwei Nächte im ÖBB Liegewagen (Berlin – Zürich / Venedig – München) verbracht. Ist in Ordnung, aber auch nicht sonderlich bequem. Frühstück bekommt man inklusive. Dank des eher spärlichen Platzangebotes ist das aber nicht so ein tolles Erlebnis.
- Schlafwagen: Die Königsklasse der Nachtzüge! Die Betten sind bequem, man hat dickere Kissen, erhält ein Frühstück und für etwa 40 € Aufpreis ein privates Bad. Hier könnt ihr die einfache Variante des Schlafwagens sehen (Video). Die Deluxe Variante mit Bad seht ihr ja in diesem Beitrag.
Nightjet Paris Wien Preise
Auch beim Nightjet Paris gilt das gleiche wie überall: Je früher man bucht, desto günstiger ist der Trip. Sitzwagen gibt es ab 49,90 € für die volle Strecke, Schlafwagen für 134,90 €, wenn man zwei Monate im Voraus bucht. Aber beeilt euch! Die Schlafwagen sind immer schnell weg und dann gibt es nur noch die schlechteren Liegewagen zum ähnlichen oder sogar höheren Preis.
Tickets kauft ihr am besten direkt hier über die ÖBB.
Leider ist der Nachtzug immer noch ziemlich teuer. Klar, man kombiniert hier Transport + Hotel und spart eine Menge CO² durch einen vermeintlich eingesparten Flug ein. Aber ganz ehrlich, der Nachtzug ist immer noch mehr was für Umwelt-Enthusiasten und Zug-Geeks. Die breite Masse wird weiterhin Ryanair, Easyjet und Co in die Arme laufen. Vor- und Nachteile….
Das Fazit zum neuen Orientexpress
Oui, oui, oui! Der Nightjet Paris – Wien ist einfach ein klasse Produkt. Bequem, sauber und für einen Nachtzug sind 14 Stunden einfach eine ideale Reisezeit. Lang genug um einen entspannten Abend, eine erholsame Nacht und einen schönen Morgen im Zug zu verbringen, und kurz genug um nicht langweilig zu werden.
Anti-Werbekennzeichnung
Dieser Bericht beschreibt ausschließlich meine eigenen Erfahrungen. Tickets wurden alle aus eigener Tasche bezahlt. Die ÖBB bzw. SNCF haben nichts damit zu tun und ich habe auch keine Ermäßigungen erhalten.