Halli Hallo Freunde der Schiene! In diesem Blogeintrag springen wir wieder über den Teich in die Staaten und schauen uns mal an wie es ist mit dem Zug von New York nach Washington DC zu fahren. Wie unsere Amtrak Erfahrungen sind und wie teuer der Zug von New York nach Washington DC ist / sein kann. Lasst uns losrollen und Joe besuchen! All aboard!
VIDEO: Mit dem Zug von New York nach Washington DC
Bevor wir mit dem Reisebericht anfangen: Wer zu ungeduldig ist den ganzen Text zu lesen und der englischen Sprache mächtig ist, dem kann ich mein Video zum Trip nur wärmstens ans Herz legen. Würde mich natürlich sehr über ein Like, Kommentar oder sogar ein Kanal-Abo freuen. Unterschwelligen Befehl gegeben – ✅Check
Mit dem Zug von New York nach Washington DC – die Möglichkeiten
Um mit dem Zug von New York nach Washington DC zu kommen gibt es zwei Optionen. Auch wenn die Auswahl am Ende sehr sehr einfach ist, möchte ich dir dennoch beide Optionen kurz aufzeigen.
Option 1 – Der Acela Hochgeschwindigkeitszug
Der Acela Express. Der Acela Express ist der einzige Hochgeschwindigkeitszug auf der anderen Antlantik-Seite. Er kann bis zu 150 mp/h fahren, also rund 240 km/h. Zugegebenermaßen kann er die Höchstgeschwindigkeit nur über sehr kurze Strecken halten da die meisten Passagen gar nicht für solche Geschwindigkeiten ausgelegt sind.. CNBC hat den Acela letztens in einem Beitrag den schnellsten Zug der westlichen Hemisphäre genannt. Da die Grenze zur westlichen Hemisphäre allerdings durch London verläuft, hätte der Eurostar, der AVE von RENFE und einfach alle TGVs sicherlich etwas dagegen. Aber gut, lassen wir dem amerikanischen Volk diesen kleinen Erfolg. Fake-News entlarvt – ✅Check Basis für diesen Zug ist übrigens der französische TGV.
Doch jetzt haltet euch fest. Wir müssen über den Preis reden. Der Acela Express ist ein reiner 1. Klasse, bzw. Business-Class Zug. Bei der Preisgestaltung muss Amtrak sehr viel Lack gesoffen haben. Anders lässt sich das einfach nicht erklären! Angenommen ihr bucht einen Zug zwei Monate im Voraus, müsstet ihr für ein Acela-Ticket 155 $ hinlegen pro Person. Klingt erst mal nicht sooo schlimm, aber warte, es wird „besser.“
Richtig pervers wird es allerdings erst wenn ihr spontan mit dem Zug von New York nach Washington DC fahren wollt. Würde ich heute ein Ticket für den Acela kaufen wollen, müsste man mindestens sagenhafte 315 $ hinlegen. Behaltet im Hinterkopf, dass wir hier von einer Entfernung von 230 Meilen in knapp unter drei Stunden reden (bez. Geschwindigkeit ist das deutsches Regionalverkehr-Niveau)! Für den gleichen Preis könntet ihr 1. Klasse von Deutschland nach Sizilien fahren!
Option 2 – Der Northeast Regional Express
Genug aufgeregt. Schauen wir uns Option 2 an: Der Northeast Regional Express. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei diesem Zug um eine „Regionalbahn“, die etwas öfter hält als der Acela. Vom Wagenmaterial / Komfortlevel und der Halt-Häufigkeit könnte man das aber eher mit dem deutschen IC-Verkehr vergleichen. Im Einsatz sind alte Wagen die durchaus Charme haben, gezogen werden die hübschen Blechbüchsen seit einigen Jahren von Siemens Lokomotiven.
Der Preis ist deutlich attraktiver. Bei frühzeitiger Buchung könnt ihr die 230 Meilen lange Zugreise bereits für 31 Dollar ergattern. Und die Bummelbahn-Variante fährt dabei gerade mal etwa 30 Minuten länger als der schweineteure Acela.
Aber natürlich wird es hier bei spontanen Reisen wieder eklig. Bei heutiger Fahrt müsste man mindestens 247 Bucks hinlegen. Die spinnen doch, oder? Kein Wunder, dass die Amis fast ausschließlich fliegen. Überlegt mal was das für eine vierköpfige Familie bedeuten würde, die mal eben spontan einen Tagesausflug nach Washington machen will. Fast 2000 Dollar….für ein Regional-Express-Ticket. Und da gibt es Leute die sich über die Preise bei der Deutschen Bahn beschweren.
Zug von New York nach Washington Erfahrungen
Kommen wir nun also zu unseren Amtrak Erfahrungen. Ich glaube ich muss nicht mehr erwähnen für welchen Zug wir uns entschieden haben, oder? So gern ich mal den Acela ausprobiert hätte, so ausnehmen lasse ich mich dann doch nicht.
Der Tag unserer Reise, der 06. Oktober, startet früh. Wir verlassen unser wahnsinnig schönes Hotel am Times Square (mehr dazu im kompletten New York Reisebericht) und machen uns auf zur Penn Station. Wir schleichen uns unterirdisch durch einen Seiteneingang (Zugang Long Island Railroad), kommen so nicht in den Genuss der schönen neuen Eingangshalle.
Unterirdisch ist überhaupt das Stichwort. Die Gleisanlagen der Penn Station sind komplett unterirdisch.
Und da steht er nun – unsere ewig lange chrom-blau-rote Amtrak-Schlange. Was für ein Anblick! Ich, als absoluter Eisenbahn-Fan würde jetzt jeden topmodernen ICE links liegen lassen!
Lasst uns einsteigen in den 50s Toaster! Der erste Eindruck ist ordentlich. Große graue Ledersitze, natürlich angenehm gepolstert und mit breiter Sitzfläche. So habe ich mir das vorgestellt! Das einzige was mich stört: Wir sind zu fünft und sitzen auf zwei Vierer-Sitzgruppen. Die Beinfreiheit lässt sehr zu wünschen übrig! Ich kann, wenn ich die Rückenlehne etwas zurückstelle, den gegenüberliegenden Sitz mit meinen Kniescheiben berühren. Das hätte ich ehrlich gesagt anders erwartet. Zwei Erwachsene können sich hier nicht gegenüber sitzen. Aber sei es drum. Unser Fehler. Vierer-Sitze sind auch eher die Ausnahme in den Wagen. Nächstes mal wählen wir die normalen Sitze.
Ansonsten gibt es hier Steckdosen am Platz, sehr große Gepäckablagen über den Sitzen und WLAN. Das Internet funktioniert nicht wirklich aber da können wir uns als Deutsche nicht wirklich das Maul drüber zerreißen 🙂
Die Fahrt an sich ist echt interessant. Gerade wenn man das erste Mal in den USA ist, bekommt man die Nase eigentlich nicht von der Scheibe. Mal geht es vorbei an verfallenen Industrieanlagen, mal ziemlich lange am Wasser entlang, mal am Highway. Also langweilig wird einem auf keinen Fall.
Zwischendurch kommt auch immer wieder mal der Zugbegleiter durch den Wagen gewackelt, fragt wie es einem geht, kontrolliert die Fahrkarten und hält auch gerne mal ein Schwätzchen. In unserem Fall haben wir einen merklich passionierten Eisenbahner erwischt der absolute Freude in seinem Schaffner-Schaffen hat.
Natürlich muss man in fast 3,5 Stunden auch mal auf das Örtchen. Das befindet sich in jedem Wagen und ist von der Größe vergleichbar mit den relativ kleinen WCs auf dem ICE 4. Fotos sind da nur mit der 360° Kamera möglich.
Ihr wisst doch bestimmt, dass wir uns als Pedanten-Völkchen gerne über Spaltmaße aufregen, oder? Da habe ich ein Leckerli für euch! Checkt doch mal den Übergang zwischen den Wagen aus. Also ich möchte nicht unbedingt in so einem Zug während eines Schneesturms sitzen. Könnte etwas kälter werden bei 100 mp/h 🥶
Mal so nebenbei. Suchst du noch eine Kamera um deine Reiseeindrücke festzuhalten? Ich bin meist mit dreierlei unterwegs. Seit diesem Herbst ist neben der immer gesetzten Canon und der GoPro eine Insta 360 X3 im Kamerarucksack. Die dritte Generation der Insta ist endlich eine absolut brauchbare 360° Cam, die auch bei der Postproduktion Spaß macht. Schleichwerbung für andere Blogeinträge gemacht ✅Check
Die Zugfahrt verläuft absolut reibungslos. Keine Verspätungen, angenehmes Raum- und Passagierklima und ehe man sich versieht zieht uns die deutschstämmige Siemes Lok in die Washingtoner Union Station.
Ein letztes „Goodbye, have a good one“ vom Zugbegleiter an jeden einzelnen Gast und wir stehen auf dem Bahnsteig. Schee wars! Jetzt nur noch durch den großen Bahnhof wuseln und wir stehen quasi schon vorm Capitol!
Mit dem Zug von New York nach Washington – das Fazit!
Absolut positiv! Amtrak hat, bis auf die teuflische Preispolitik, ein tolles Produkt auf die Schienen gestellt. Wäre schön wenn der Northeast-Korridor auch Nachahmer in anderen Regionen der USA finden würde. Denn wo bekommt man schönere Eindrücke von einem Land als aus einem Zugfenster?
Bist du, der das gerade liest, bald in den USA, dann nimm dir die Zeit und fahr eine Runde mit Amtrak! Du solltest nur früh genug buchen um nicht zu verarmen.
By the way: Zurück sind wir mit Flixbus gefahren. Im nächsten Blogeintrag wird es also um unsere Flixbus USA Erfahrung gehen und das wird ganz anders als gedacht! Und Amtrak hat Schuld!
Ich verabschiede euch in die weiten des Internets mit meinen Lieblingsbildern aus Washington. Goodbye, have a good one!